Wie wir mit Kreativitätstechniken unsere „Köpfe kreativer machen“

Von Barbara Kawa, veröffentlicht am 08. Januar 2019

Charlotte P. Malycha, Diplom-Psychologin und Professorin für Wirtschaftspsychologie, ist Expertin auf dem Gebiet der Kreativität. Sie ist überzeugt davon, dass jeder kreativ ist. Mit Coachings unterstützt sie Personen oder Gruppen, ihr kreatives Potential hervorzuholen und Ideen und Innovationen zu schaffen. Die Basics dazu, hilfreiche Kreativitätstechniken und viele Tipps gibt sie in unserem Whitepaper „Köpfe kreativer machen“. Wir haben ihr vorab ein paar Fragen gestellt.

Wieso denken eigentlich so viele Leute von sich, dass sie nicht kreativ sind?

Als Kind macht man sich darüber noch keine Gedanken und ist einfach kreativ. Irgendwann haben die meisten aber verlernt, kreative Situationen aufzusuchen. Und wie bei jeder Fertigkeit, die man nicht weiter übt, nimmt auch die kreative Leistung ab. Dann merkt man, dass man kreative Situationen nicht mehr gut lösen kann und versucht sie zu vermeiden. Damit ist man in einem Teufelskreis.
Außerdem geht es in unserer deutschen Gesellschaft häufig darum, keine Fehler zu machen. Auch das ist kontraproduktiv für die Kreativität.

Im Whitepaper „Köpfe kreativer machen“ stellen Sie einige Kreativitätstechniken vor. Aber werden die nicht nur in Werbeagenturen benötigt?

Nein! Denn mittlerweile wird fast in jeder Jobausschreibung Kreativität oder Innovationskraft gefordert. Dadurch, dass Maschinen und automatisierte Prozesse uns immer mehr die leichten Aufgaben abnehmen, bleiben uns Menschen die komplexen Aufgaben. Aufgaben, bei denen man z. B. Probleme auf eine neue Art lösen muss. Und dafür braucht man Kreativität. Selbst wenn man im Controlling arbeitet.

Warum soll man für Kreativität eine Technik anwenden? Das nicht doch bestimmt aufwendig und dauert im Büroalltag zu lange.

Das stimmt schon, dass sie zu Beginn etwas länger dauert. So ist das ja bei allem Neuen. Am Anfang braucht alleine die Ausführung der neuen Fertigkeit, hier die Anwendung der Technik, viele unserer kognitiven Ressourcen. Und die stehen dann anderen Bereichen nicht mehr zur Verfügung. Das ist auch der Grund, warum Führerschein-Neulinge häufig keine Musik hören können, wenn sie rückwärts einparken. Kommt man aber über die diese Phase hinweg, liegt die Fertigkeit automatisiert vor – irgendwann kann man beim Autofahren schließlich auch komplexe Gespräche führen.
Erreicht man bei dem Einsatz von Kreativitätstechniken diese Phase, hat man einen enormen Gewinn. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass viele Kreativitätstechniken dazu führen, dass man mehr und bessere Idee hat.

Die meisten werden sich trotzdem erstmal sperren oder rummeckern.

Natürlich funktionieren die Techniken nur, wenn alle Beteiligten mitmachen. Auch wenn sich der ein oder andere im Kreativitätsprozess quer stellt und ständig an allen genannten Ideen oder an der neuen Vorgehensweise etwas auszusetzen hat, liegt das aber meist nicht daran, dass er nicht motiviert ist.

Wenn Mitarbeiter oder Kollegen das Gefühl haben, sich lächerlich zu machen oder ohne Technik schneller zum Ziel zu kommen, können Sie mit Effizienz argumentieren. Verdeutlichen Sie, dass die neue Technik zwar zu Beginn dauert, aber das Ergebnis hinterher hochwertiger ist. Auf lange Sicht, hat man also mehr davon.
Außerdem sollte allen klar sein, dass nach der „albernden“ Ideengenerierungsphase die „seriöse“ Ideenevaluation noch folgt.
Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und äußern Sie auch verrückte Ideen oder noch nicht ausgereifte Vorschläge. Das motiviert auch die anderen.

Ich soll eine Idee finden, habe aber ein Black Out. Gibt es Tipps, was man jetzt machen kann?

Im kreativen Prozesses gibt es verschiedene Phasen, die sind im Whitepaper erklärt. Es hilft zu überlegen, an welcher Phase es wirklich hängt. Wenn sie identifiziert ist, kann man gut eine entsprechende Technik anwenden, um die Phase anzutriggern. Und wenn mal gar nichts hilft, lohnt es auch, eine Pause zu machen und sich etwas Gutes zu tun. Denn Kreativität braucht freie Kapazität im Kopf. Stress und Druck hingegen sind hinderlich für kreative Leistungen.

Wie sind Sie persönlich zum Thema Kreativität gekommen?

Mich hat das Thema eigentlich schon immer interessiert. Als Schülerin habe ich überlegt, einen Beruf im kreativen Bereich zu suchen und habe ein längeres Praktikum in einer Medienagentur gemacht. Aber ich habe mich auch für zu wenig kreativ gehalten! Deshalb habe ich studiert.

Nach dem Studium bin ich wieder in Kontakt mit dem Thema gekommen und fand es unheimlich spannend, dass es sehr viele Kreativitätstechniken gibt, aber wir über die wenigstens wissen, wie und ob sie tatsächlich wirken. Daher habe ich zu dem Thema promoviert und mir nicht nur den Ablauf des kreativen Prozesses angeschaut, sondern auch Kreativitätstechniken auf ihre Wirksamkeit hin überprüft. Ich merke, wie aktuell das Thema ist und wie viel Aufklärungsbedarf es immer noch gibt. Da möchte ich gerne mit meinen Trainings und auch dem Whitepaper weiterhelfen.

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Barbara Kawa

ist Online-Redakteurin und Social Media Managerin bei ams - Radio und MediaSolutions und beschäftigt sich mit allen Themen im und rund ums Web.