Was bringt mir eine Weiterbildung?

Lernen macht glücklich
„Wir Menschen können nicht tauchen und nicht fliegen, wir haben eigentlich nix Besonderes drauf. Außer, dass wir ein großes Gehirn mit uns rumschleppen und richtig viel lernen können" sagt der Psychiater Manfred Spitzer. Unser Gehirn ist also vor allen Dingen für eine Sache da: fürs Lernen. Hätte die Menschheit in ihrer Entwicklung nicht so viel gelernt und so viele Dinge entwickelt, wir wären vermutlich längst ausgestorben. Stattdessen hat die Natur uns den Spaß am Lernen mit in die Wiege gelegt. Neugierde ist ein wesentlicher Antreiber des Menschen. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass Neugierde dafür sorgt, dass Dopamin ausgeschüttet wird. Dopamin ist bekanntermaßen ein Glückshormon, das auch im Einsatz ist, wenn wir Sex haben oder gutes Essen genießen. Beim Lernen sorgt es dafür, dass wir Lerninhalte schneller begreifen und verinnerlichen, Dopamin wirkt wie ein „Lernkatalysator“. Am besten lernen wir also Dinge, auf die wir ganz fürchterlich neugierig sind, dafür werden wir mit einer fetten Portion Glückshormon belohnt und wollen immer mehr davon.
Lernen hält das Gehirn fit
Bis zum Jahr 2035 werden weltweit etwa 40 Millionen Menschen an Demenz oder Alzheimer erkrankt sein. Der Tribut, den wir dafür zahlen, dass die Menschheit immer älter wird. Um diesen schrecklichen Krankheiten vorzubeugen ist es wichtig, schon in jüngeren Jahren das Gehirn mit immer neuen Erfahrungen und Lerninhalten auf Trab zu halten. Der medizinische Psychologe Ernst Pöppel vergleicht das Gehirn gerne mit einem Muskel, den man trainieren muss: „Aktivität ist die beste Vorsorge und die beste Therapie.“ Weiterbildung ist also ein Stück weit auch Gesundheitsvorsorge: eine Art Fitnesskurs für das Gehirn.
Lernen macht sexy
Nein, Lernen macht nicht unbedingt äußerlich sexy. Leider sind viele Weiterbildungen viel zu gut mit „Nervennahrung“ in Form von Schokolade und Keksen bestückt. Beim Online-Lernen ist der eigene Kühlschrank nur ein paar Schritte entfernt…. Sie sollten also während der Lernphasen darauf achten, dass Sie sich zum Ausgleich bewegen, um auch körperlich sexy zu bleiben. Aber egal, wie viele Kilos Sie sich draufschaffen: Für Ihren jetzigen und zukünftigen Arbeitgeber werden Sie durch Fortbildungen automatisch attraktiver. Den Job auf Lebenszeit gibt es heute so gut wie nicht mehr. Gleichzeitig verändern sich die Rahmenbedingungen für Unternehmen durch Globalisierung und Digitalisierung ständig. Insofern ist es aus unternehmerischer Sicht absolut notwendig, dass Mitarbeiter stets bereit sind sich fortzubilden und auf dem aktuellen Stand der Dinge zu sein. Wer hier ein hohes Engagement zeigt, sichert seinen eigenen Arbeitsplatz und steigert seinen Marktwert.
Lernen bringt Geld
„Jeder in die Weiterbildung oder Umschulung investierte Euro bringt Einnahmen oder Einsparungen in Höhe von mindestens zwei Euro.“ Das sagen die EU-Kommissare Mariya Gabriel (Bildung und Forschung) und Nicolas Schmitt (Soziales) und werben aus diesem Grund für viel mehr Weiterbildung innerhalb der Europäischen Union. Anders formuliert: Alles, was wir in Fort- und Weiterbildungen investieren, bekommen wir doppelt wieder heraus. Das gilt natürlich in erster Linie für Firmen, die Zeit und Geld in die Weiterbildung ihrer Beschäftigten stecken. In zweiter Linie gilt das aber auch für jeden einzelnen. Wer seinen Marktwert mit einer Reihe von Fort- und Weiterbildungen steigert, kann in Gehaltsverhandlungen ganz anders auftreten und mehr fordern. Die IHK hat im Sommer eine Umfrage zum Thema „Höhere Berufsausbildung“ veröffentlicht. Demnach haben 85 Prozent der befragten Absolventen gesagt, dass sie nach ihrer Weiterbildung im Job Zusammenhänge besser verstanden hätten, souveräner aufträten und sich ihr Blickwinkel erweitert habe. Zwei Drittel gaben an, dass die Fortbildung sich positiv auf ihre berufliche Entwicklung – auch monetär – ausgewirkt hat. Sie verdienen also mehr als vorher. Verschiedene Studien belegen das: Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung zum Beispiel hat Einkommenssteigerungen von sechs Prozent berechnet, in anderen Studien schwanken die Berechnungen zwischen zwei und acht Prozent.
Lernen kostet weniger als gedacht
Erst einmal muss man natürlich investieren: Lernen kostet Geld. Allerdings gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die dieses vermeintliche Gegenargument abschwächen. Zunächst einmal können Sie ihre Fort- oder Weiterbildung komplett von der Steuer absetzen – und zwar egal, ob es sich um einen Abendkurs, einen Lehrgang oder eine Fachtagung handelt. Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe von Fördermöglichkeiten von Bund und EU: Vom Bildungsgutschein über das Aufstiegs-Bafög bis hin zum Weiterbildungsstipendium; Informationen gibt es zum Beispiel bei der Arbeitsagentur oder der IHK und massenhaft im Netz.
Fazit: Die Frage ist nicht: Was bringt mir eine Weiterbildung? Sondern: Welche Weiterbildung mache ich als nächste? Oder um es mit Gerhart Hauptmann zu sagen: „Sobald jemand in einer Sache Meister geworden ist, sollte er in einer neuen Sache Schüler werden.“