Texten für den Leser oder für den Google Algorithmus?

Von Alina Mielemeier, veröffentlicht am 15. November 2022

Texten im Print-Journalismus vs. im Online-Journalismus

Es gibt viele Journalisten unter uns, die damals ihre Karriere bei Printzeitungen gestartet haben. Sie haben gelernt, wie gute Texte mit kreativen Überschriften zu schreiben sind. Für den Print-Bereich mögen die Vorgehensweisen heute ähnlich sein, allerdings muss der gesamte Online-Journalismus von den herkömmlichen Methoden abgegrenzt werden.

Das Lese-Verhalten ist online ganz anders und vor allem schnelllebiger als offline. Außerdem gibt es große Suchmaschinen wie Google, welche die Texte für die breite Masse sichtbar werden lassen. Während damals die maximale Leserschaft an die Auflage geknüpft war, sind heute sehr viel größere Reichweiten durch das Internet realisierbar. Für den größtmöglichen Erfolg sind die Rankingfaktoren (SEO MiW-Text von Alina verlinken) der Suchmaschinen einzuhalten. Das bedeutet, dass beim Texten von den Journalisten einige Faktoren zu beachten sind, wie beispielsweise präzise und sachliche Überschriften zu formulieren. Dass der Inhalt des Textes den Lesern einen Mehrwert bietet, sei an dieser Stelle vorausgesetzt.

Text-Optimierung für den Leser oder für Google?

Nun habe ich schon häufiger die Frage gestellt bekommen: „Sollen wir die Texte jetzt also nur noch für Google schreiben und nicht mehr für den Leser!?“ Ein Indiz, dass sich die Redakteure in ihrer journalistischen und kreativen Freiheit eingeschränkt fühlen. Doch die Frage ist gar nicht mal irrelevant. Wie wird der Text ausgerichtet – für Google oder den Leser? Um diese Frage beantworten zu können, ist folgendes Hintergrundwissen unabdingbar: alle Rankingfaktoren von Google sind darauf abgezielt, dass der Leser mit dem Suchergebnis zufrieden ist. Das Ziel von Google ist es also, die besten Suchergebnisse auszuspielen, bei denen die Leser optimal zufriedengestellt werden. Durch Suchmaschinenoptimierung werden also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Google und Leser sind beide zufrieden und der Text wird sowohl für Google als auch für den Leser optimiert. Beispielsweise gibt die Überschrift in Kürze das Thema des Textes wieder und der Text ist dank gezielter Zwischenüberschriften und einigen Absätzen gut strukturiert.

Dieses Hintergrundwissen ist jedoch nicht allen Redakteuren bewusst. Das wichtigste ist, auf Augenhöhe mit den Redakteuren zu kommunizieren und die Ausgangslage klarzustellen. Wieso ist SEO so relevant? Dafür können Grafiken hilfreich sind, die z. B. zeigen, wie viele Leute bereits von Google kommen und wo es noch Potenziale gibt. Ein Redakteur freut sich über mehr Leser und das Potenzial durch Google muss ihm bewusst sein. Allerdings sind der Google-Optimierung auch Grenzen gesetzt, wie im Folgenden erläutert wird.

Das Helpful Content Update – jetzt wird abgestraft

Interessante Inhalte mit einem Mehrwert für den Leser werden wie oben beschrieben, gleichzeitig für den Leser und für Google optimiert. Doch wie sieht es mit Texten aus, die vorwiegend für ein Listing bei Suchmaschinen getextet werden und für den Leser keine relevanten Informationen enthalten?

Seit August 2022 hat Google angefangen, bei den ersten Webseiten das Helpful Content Update auszurollen. Wenn Google erkennt, dass ein Text nur für Suchmaschinen geschrieben wurde, wird der Artikel abgestraft. Ziel ist es also, die Erwartungen der User zu erfüllen oder zu übertreffen und somit eine gute User Experience zu erzielen (Link zu Alinas UX Text). Da Google die Qualität der gesamten Webseite bewertet, können Texte ohne Mehrwert die komplette Webseite runterziehen.

Welche Inhalte gelten für Google als nutzerorientiert?

Google hat Fragen veröffentlicht, die Sie sich stellen sollten, damit Ihr Inhalt als nutzerorientiert gewertet werde:

  • Haben Sie bereits eine Zielgruppe oder gibt es eine Zielgruppe für Ihr Unternehmen oder Ihre Website, die die Inhalte interessant finden würde, wenn sie direkt zu euch käme?
  • Sind Ihre Inhalte klar als fundiertes Wissen aus erster Hand erkennbar (z. B. Wissen infolge der Verwendung eines Produkts oder Dienstes oder infolge des Besuchs eines Orts)?
  • Hat Ihre Website einen Hauptzweck oder Schwerpunkt?
  • Hat jemand nach dem Lesen Ihrer Inhalte das Gefühl, genügend über ein das Thema gelernt zu haben, um sein Ziel zu erreichen?
  • Hat jemand beim Lesen Ihrer Inhalte das Gefühl, dass er damit zufrieden ist?
  • Berücksichtigen Sie die Google-Richtlinien für grundlegende Aktualisierungen (https://developers.google.com/search/blog/2019/08/core-updates) und Produktrezensionen (https://developers.google.com/search/docs/specialty/ecommerce/write-high-quality-product-reviews)?

Checkliste – sind die bestehenden Texte bereits nutzerorientiert?

Um herauszufinden, ob bestehende Texte bereits auf den Nutzer ausgerichtet sind oder nicht, hat Google folgende Checkliste veröffentlicht. Wenn einige oder alle Fragen mit einem „Ja“ beantwortet werden können, sollte der Inhalt neu ausgerichtet werden:

  • Geht es bei den Inhalten in erster Linie darum, Besucher über Suchmaschinen anzulocken, statt Inhalte für Nutzer zu erstellen?
  • Erstellen Sie viele Inhalte zu verschiedenen Themen in der Hoffnung, dass einige davon in den Suchergebnissen gut abschneiden?
  • Nutzen Sie umfangreiche Automatisierung, um Inhalte zu vielen Themen zu erstellen?
  • Fassen Sie hauptsächlich zusammen, was andere sagen, ohne einen Mehrwert zu bieten?
  • Schreiben Sie für Ihre bestehende Zielgruppe einfach nur über Dinge, weil sie im Trend liegen, und nicht aus anderen Gründen?
  • Haben Leser Ihrer Inhalte das Gefühl, noch einmal suchen zu müssen, um bessere Informationen aus anderen Quellen zu erhalten?
  • Schreiben Sie auf eine bestimmte Wortzahl hin, weil ihr gehört oder gelesen habt, dass Google eine bevorzugte Wortzahl hat?
  • Haben Sie sich entschieden, auf ein Nischenthema ohne wirkliches Fachwissen einzugehen, hauptsächlich weil Sie dachten, dass Sie so Suchzugriffe erzielen würden?
  • Wird in Ihren Inhalten eine Antwort auf eine Frage versprochen, für die es gar keine Antwort gibt, z. B. durch die Andeutung, dass es für ein Produkt, einen Film oder eine Serie ein Veröffentlichungsdatum gibt, obwohl gar keins bestätigt wurde?

Auswertungstools helfen, das Nutzerverhalten nachzuvollziehen

Ein Auswertungstool bietet Ansatzpunkte, das Interesse der Nutzer an den eigenen Inhalten einzuschätzen. Anhand der Verweildauer und Klickraten könnten gut oder schlecht performende Artikel voneinander abgegrenzt werden. (Gibt es einen Artikel über Auswertungstools, der verlinkt werden könnte?)

Fazit: Google ist zufrieden, wenn der Nutzer zufrieden ist

Als Schlusswort lässt sich sagen, dass natürlich immer der Leser im Fokus eines Textes stehen sollte, damit er einen Mehrwert erhält. Andernfalls ist weder dem Nutzer noch Google geholfen. Allerdings öffnet Google das Tor zu einer Reichweite, von der damals nur zu Träumen war. Und das beste daran: Google ist zufrieden, wenn der Nutzer zufrieden ist. Mit diesem Bewusstsein und der Kenntnis über die Google Rankingfaktoren steht Ihrem neuen Top-Artikel nichts mehr im Wege.

Avatar of Alina Mielemeier

Alina Mielemeier

arbeitet im Online Marketing bei ams - Radio und MediaSolutions. Sie beschäftigt sich mit verschiedenen Themen rund ums Internet, schwerpunktmäßig Suchmaschinenoptimierung. Parallel hat sie Marketing und digitale Medien (BA) studiert.