Nachhaltige Werbegeschenke: Langweilig und farblos oder große Vielfalt?

Von Ulrike Daun, veröffentlicht am 18. Januar 2022

Beschäftigen wir uns zunächst mit ein paar überraschenden Zahlen rund um ein Werbemittel, das mit einer hohen Reichweite, großer Werbewirkung und enormer Verweildauer punktet. Nein, hier geht es nicht um Online-Werbebanner oder TV-Spots.

Sind Sie aktuell im Büro oder am heimischen Schreibtisch, sitzen Sie in Ihrer Küche, in einem Wartezimmer oder im Café? Dann gibt es sehr wahrscheinlich in Ihrer Nähe einen Kugelschreiber, eine Tasse, einen USB-Stick, einen Schirm oder auch einen Kalender, versehen mit dem Logo einer Firma. So wie Sie haben täglich 89% der deutschen Bevölkerung über 14 Jahren* Kontakt zu einem Werbeartikel.

Werbegeschenke für Kunden und Interessenten sind seit vielen Jahren beliebter und bewährter Teil des Marketingmix‘ von Unternehmen jeder Größenordnung. Als Mittel zur Kommunikation und Kundenbindung entfalten sie ihre Wirkung über lange Zeit: 98% aller Deutschen über 14 Jahre besitzen einen Werbeartikel, 90% benutzen ihn auch. Und mehr als 60% der befragten Personen behalten das Geschenk ein Jahr oder mehr*.

Super! Lange Nutzungszeit, hohe Werbewirkung: Sind Werbeartikel also automatisch nachhaltig? Nein, ganz so einfach ist es nicht. Nachhaltigkeit ist eine vielschichtige Kombination aus sozialen, ökonomischen und ökologischen Handlungsfeldern.

Entscheidungsspielräume kennenlernen  

Wer über die Auswahl künftiger Werbegeschenke entscheidet, muss ganz unterschiedliche Aspekte hinterfragen. Zuerst natürlich: Welches Produkt passt zum Unternehmen, zu meinem Produkt- und Serviceportfolio und in meine aktuelle Kommunikationsstrategie? Aber ich sollte mich ebenso darüber informieren, aus welchem Material und unter welchen Produktionsbedingungen mein neuer Werbeartikel entsteht. Kann mein Kunde ihn lange nutzen, ihn später sogar einer Wiederverwertung zuführen? Wie umweltfreundlich ist die Verpackung, wie lang der Transportweg?

Die Werbemittel-Branche bedient das wachsende Interesse an umweltfreundlichen Produkten nicht nur, sondern treibt die Entwicklung nachhaltiger Lösungen und kreativer Ansätze aktiv voran. Außerdem formulieren immer mehr Branchen für sich selbst ökologische und auch soziale Mindeststandards für ihre Herstellungsprozesse und Produkte. Zertifizierungen durch unterschiedliche, international anerkannte Siegel helfen den Verbrauchern, vertrauenswürdige Produkte zu erkennen. Sicherlich kennen Sie einige dieser Beispiele:

  • BIO | Das Siegel für ökologischen Landbau, zu finden auf Lebensmitteln und einigen wachsenden Werbeartikeln
  • FAIRTRADE | Das Siegel für fairen Handel, auf verschiedenen Lebensmitteln, z.B. Schokolade, aber auch auf Stofftaschen
  • GOTS | Das Siegel für Bio-Baumwolle mit Produktion nach dem international verbindlichen, ökologischen „Global Organic Textile Standards“. Z.B. Stofftaschen erhalten es.
  • FSC® | Das Siegel für vorbildliche Waldwirtschaft, zu finden auf Schreibgeräten und Spielzeugen aus Holz.

Diese Siegel unterstützen Sie auch bei der nachhaltigen Auswahl von Werbeartikeln. Ein Aspekt betrifft das Ausgangsmaterial. Welche umweltfreundlichen Alternativen bieten sich Ihnen heute?

Werbeartikel aus Holz sollten eine PEFC oder FSC-Zertifizierung tragen. Das garantiert, dass die verwendeten Holz- und Papierprodukte aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammen. Dabei ist PEFC das größte, weltweite Waldzertifizierungssystem, das eine Fläche von über 300 Millionen Hektar Wald und damit große Rohstoffmengen einschließt. Und allein in Deutschland sind rund 1,44 Millionen Hektar Wald FSC®-zertifiziert.

Fällt die Entscheidung für nicht zertifizierte Werbemittel aus Holz, sollten sie möglichst aus deutscher oder europäischer Produktion stammen, mit gesetzlich geregelten Umwelt- und Sozialstandards.

Werbemittel aus Textilien

Die Produktionsbedingungen der Textilindustrie sorgen seit Jahren – sehr hörbar in der Modebranche – für Kritik, vor allem in Sachen Umweltverschmutzung und Arbeitsbedingungen. Auch auf Druck der Verbraucher orientieren sich immer mehr Hersteller an sozialen und ökologischen Standards, um so die Nachhaltigkeit ihrer Produkte zu verbessern. Das wohl bekannteste Fair-Fashion-Siegel, der GOTS-Standard (Global Organic Textile Standard), betrachtet den gesamten Herstellungsprozess vom Rohstoffanbau bis zum fertigen Kleidungsstück. Im Fokus stehen neben nachhaltigem Wassermanagement auch der Verzicht auf gentechnisch verändertes Saatgut und auf den Einsatz von Pestiziden und Entlaubungsmitteln bei der Ernte. Außerdem enthält der GOTS-Standard Mindestanforderungen an menschenwürdige Arbeitsbedingungen.

Das Siegel garantiert die ökologische, gesundheitliche und soziale Qualität von Textilien. Achten Sie also auf Produkte, die nach dem GOTS-Standard aus Biobaumwolle hergestellt und mit umweltfreundlichen Farben bedruckt sind.

Werbeartikel aus Papier und Karton

Bei Papierartikeln, aber auch für Verpackungen, Etiketten oder Anhänger, sollten Sie, wenn möglich, Recycling-Papier nutzen. Hier gilt wie beim Recycling-Kunststoff: Dieses Material hat bereits den Wertstoffkreislauf durchlaufen und schont damit die natürlichen Ressourcen. Lassen Sie sich doch von der Druckerei Ihres Vertrauens einmal Muster von Recycling-Papieren vorlegen. Sie werden sehen, die Zeiten des brauntonigen, unsexy „Ökopapiers" sind längst vorbei.

Vielfalt bei Kunststoffen

Kehren wir zurück zum klassischen Wegwerf-Kugelschreiber: Gerade rund um Kunststoff, dieses rohölbasierte Ausgangsmaterial, forschen Unternehmen weltweit intensiv, um spannende, nachhaltige Alternativen zu entwickeln und sie alltagstauglich zu machen.

Dabei gibt es zwei unterschiedliche Ansätze: Kunststoffe nach und nach komplett ersetzen oder das vorhandene Material gezielt wiederverwenden.

Einige Hersteller setzen deshalb auf so genannten Bio-Kunststoffe. Dazu gehören unter anderem biobasierte Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holz, Bambus oder Stroh. Dieses Material ist nach Ende der Nutzungszeit biologisch abbaubar, kann also durch Mikroorganismen oder Enzyme in Wasser und CO2 zersetzt werden. Beispiele dafür sind Einweggeschirr aus Maisstärke oder Kugelschreiber aus Biopolymeren. Außerdem dürften Sie häufiger Kunststoffverpackungen, Schreibgeräte und andere Produkte aus einer Mischung aus nachwachsenden und fossilen Rohstoffen entdecken, die nicht in kurzer Zeit verrotten.

Recycling-Kunststoffe sind eine Alternative zu Bio-Kunststoffen. Für diese Materialien wurde bereits ein kompletter Wertstoffkreislauf umgesetzt. Durch die Wiederverwertung schonen sie unsere natürlichen Ressourcen Rohöl und Energie.

Auch in diesem Segment verfolgen die Produzenten unterschiedliche Ansätze. So fertigt ein Schreibgerätehersteller aus dem süddeutschen Raum nachhaltige Produkte aus rPet. Das Granulat für die Produktion wird aus recycelten PET-Flaschen in Europa hergestellt. Die Produktion ist 100 % klimaneutral und nach Global Recycled Standard zertifiziert. Das Gehäuse für einen solchen Stift besteht aus dem Material einer recycelten 0,5 l PET-Flasche. Übrigens bietet der Hersteller inzwischen Stifte mit Metallspitze aus recyceltem Aluminium an: Aus einer 150 ml Getränkedose entstehen Metallspitzen für 10 rPET-Schreibgeräte.

Ein anderer großer Schreibgerätehersteller setzt auf rABS und verwertet dafür Kunststoffreste und -abfälle aus der eigenen Produktion und von ausgewählten regionalen Lieferanten. Aus dem gewonnenen Granulat werden dann erneut Bauteile für die aktuellen Kollektionen hergestellt. Durch das Eigenrecycling kann der Anbieter die hohen Qualitätsstandards seiner Primär-Produkte sicherstellen. Ab sofort will er sogar sämtliche Kunststoff-Schreibgeräte zu mindestens 50% aus recyceltem Kunststoff fertigen –  schwarze oder weiße Stifte sogar zu 100%.

Sie sehen, es gibt bereits eine Vielzahl von nachhaltigen Produkten und umweltfreundlichen Materialien. Auch bei der Auswahl von Werbeartikeln können Sie Umweltbewusstsein zeigen und so Ihre Marke und Ihre Kundenbeziehung stärken. Fragen Sie einfach die Werbeartikel-Agentur Ihres Vertrauens nach passenden Ideen.

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Ulrike Daun

ist Marketing-Kommunikationswirtin und arbeitet seit 2018 in der Marketingabteilung von ams - Radio und MediaSolutions. Dort betreut sie unter anderem den Werbeartikeleinkauf.