Karriere-Knigge: Die 10 größten Tabus im Job

Von Martina Tekin, veröffentlicht am 24. März 2016

Regelwerk gegen Fettnäpfchensprünge

Einmal ins Fettnäpfchen getreten lässt sich die Situation nur noch schwer in Wohlgefallen auflösen. Ein kleiner Karriere-Knigge mit den wichtigsten Regeln klar und übersichtlich auf dem Schreibtisch wäre in solchen Situationen Gold wert. Fangen wir also an und schauen, welche Tabus im Job lauern können und wie wir diese gekonnt umschiffen:

1. Voreilig sein

An meinem Beispiel können Sie es bereits sehen. Ich habe den Mund zu voll genommen und mich im Alltagsstress dazu verleiten lassen, einen unfreundlichen Ton anzuschlagen.
Dass der Ton die Musik macht, ist natürlich klar, aber zwischen dem Formulieren des dritten Mailings und der zehnten Kundenanfrage eben nicht immer auf Knopfdruck möglich. Aber eines ist möglich, wenn es konsequent trainiert wird:
Hätte ich den Herrn einfach eintreten lassen und mich kurz gesammelt, wäre die Begegnung mit dem Kunden sicher wesentlich angenehmer ausgefallen. Karriere-Knigge Punkt 1 heißt also: Weniger ist mehr, Schweigen manchmal wirklich Gold. Zumindest so lange, bis beim Reden professionellere Töne als der hier von mir angeschlagene entweichen.

2. Hierarchien missachten

In der Werbung herrscht ja generell ein eher lockerer Umgangston. Da wird der Chef schon mal geduzt und die neue Kampagne am Kickertisch abgenickt. Trotzdem bewegen wir uns doch alle nicht auf der spaßigen Klassenfahrt, sondern immer noch im Job. Und da gibt es klare Hierarchien, wenn auch oftmals flache. Der Chef hat das letzte Wort und verantwortet die Marketingstrategie – so viel müssen Mitarbeiter ihm am Ende durchaus zugestehen. Auch im Falle von Meinungsverschiedenheiten und der Überzeugung, selbst die grandiosere Idee zu haben.

3. Privates erledigen

Es ist einfach zu praktisch, den nächsten Zahnarzttermin der Kinder schnell im Büro auszumachen und die Gemüsekiste ins Office schicken zu lassen. Wenn es sich auf wenige Ausnahmen beschränkt, ist das auch für die meisten Chefs in Ordnung. Also schnell Punkt 2 auf den Schirm zurückrufen und nachfragen, was der Vorgesetzte davon hält. Ist er einverstanden, spricht nichts gegen gelegentliche private Kurztelefonate. Stundenlang mit der besten Freundin über den letzten Urlaub sprechen ist natürlich völlig kontraindiziert. Sehen Sie sicher auch so.

4. Kinder mitbringen

Eine Stufe weiter im Bereich Tabus im Job steht das Mitbringen der Kinder ins Büro. Mehr Privatleben im Job geht fast nicht. Die Betreuungssituation ist vielerorts zwar wirklich nicht die beste und Schulferien gefühlt alle zwei Wochen, aber das geht trotzdem gar nicht. Oder nur im allergrößten Notfall. Vielleicht haben Sie selbst schon die Erfahrung gemacht und wissen, dass sich zwischen "Mama, mir ist langweilig"-Rufen und dem dritten vollgekritzelten Flyerentwurf nur sehr mühsam arbeiten lässt. Glücklicherweise gibt es heute nicht nur Omas und Opas, sondern auch Kinderkrippen, Tagesmütter oder Babysitter für die stundenweise Betreuung. Nutzen wir Sie!

5. Techtelmechtel unter Kollegen

Wo die Liebe hinfällt, lässt sich natürlich nicht planen. Das würde der ganzen Sache ja schließlich auch ihren Reiz nehmen. Wie sie ausgelebt wird, ist speziell im Büro aber durchaus Sache der Angestellten. Wenn der oder die Auserwählte am Schreibtisch gegenüber sitzt, ist das prinzipiell in Ordnung. Wenn die Liebelei aber dazu führt, dass zwischen schmachtenden Blicken und zärtlichen Worten die eigentliche Arbeit liegen bleibt, nicht. Hier gilt es, strikt zu trennen und die Liebelei auf den Feierabend zu verschieben.

6. Arzttermine während der Arbeitszeit

Krank wird jeder, das ist nicht die Sache. Aber das jährliche Hautkrebsscreening ist kein Notfall und der Termin gehört nicht mitten in die Kernarbeitszeit. Dringende Arzttermine sind natürlich möglich und stehen Arbeitnehmern schon per Gesetz zu – alles Weitere sollten Sie besser auf Ihren freien Tag oder den Feierabend legen.

7. Unangemessene Kleidung

Das Marketing ist nicht gerade das Reich der strengsten Anzugträger, eine generelle Kleiderordnung gibt es nicht. Trotzdem ist die eigene Kleidung auch immer ein Zeichen der Wertschätzung des Gegenübers und ein Kundentermin in Minirock und Flip-Flops keine gute Idee. Kleiden Sie sich gerne nach Ihrem persönlichen Geschmack, aber dem Job angemessen, dann sind Sie auf der sicheren Seite in Sachen Karriere-Knigge.

8. Unaufmerksam sein

Der Abteilungsleiter stellt die neue Kampagne eines großen Kunden vor und der Kollege neben Ihnen checkt verstohlen die Mails auf seinem Smartphone. Eindeutig, dass da der Karriere-Knigge fehlt, denn sonst wüsste er, dass dies ein absolutes Tabu im Job ist. Nicht zuhören, den anderen nicht ansehen und beim Meeting lauthals gähnen – Sie und ich wissen es: Das geht gar nicht! Schließlich ist das Beherrschen dieser Dinge nicht nur Hinweis auf eine gute Kinderstube, sondern auch im Job das A und O.

9. Falsches Timing

Ein netter Plausch unter Kollegen gehört dazu und sorgt für eine lockere Arbeitsatmosphäre. Aber nicht immer ist ein kleines Schwätzchen angebracht.
Treffen Sie die Anzeigenleiterin auf der Toilette, belassen Sie es besser bei einem kurzen Gruß. Und ist der neue Kollege auf dem Sprung zu seinem Kunden, hat er keinen Kopf für längere Gespräche, wie die Einarbeitung denn nun läuft. Selbstverständlich, dass man einen Referenten nicht mitten im Vortrag unterbricht, sondern mit der eigenen Frage bis zur nächsten Redepause wartet, oder?

10. Privatsphäre missachten

Die Letzten werden die Ersten sein, oder wie war das? Erinnern wir uns an Regel 1: Zurückhaltung ist gerade in privaten Fragen angebracht. Natürlich dürfen sich Kollegen über die Familie austauschen, aber zu tief sollte die eigene Neugier dabei nicht gehen. Wenn Sie abwarten, was Ihr Gegenüber von sich preisgeben möchte, fahren Sie besser. Nachbohren in privaten Fragen ist was für die Klatschpresse – nicht aber für das Miteinander im Job. Beim nächsten Mal umschiffe ich die Fettnäpfchen gekonnter und werfe vorher einen Blick auf meinen Karriere-Knigge. Wenn Sie möchten, können Sie das auch tun!

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Martina Tekin

studierte Politik- und Medienwissenschaft sowie Vor- und Frühgeschichte. Danach war sie mehrere Jahre im Bereich PR/Öffentlichkeitsarbeit sowie später in einer Werbeagentur als Texterin tätig. Zudem arbeitete sie als Redakteurin in einer Marketingagentur.