Gründen in Ostwestfalen-Lippe – der Startup-Markt wächst und wächst

Von Barbara Kawa, veröffentlicht am 28. Juni 2018

Die Founders Foundation, eine Initiative für angehende Gründer in Bielefeld, wächst und wächst. Der Co-Working-Space, in dem die Mitglieder an ihrer Idee tüfteln und sich austauschen, reicht nicht mehr aus. Durch einen Umzug werden aus den jetzigen 300qm zukünftig 1.600qm. Das Konzept, zusammengesetzt aus dem halbjährigen Founders Camp, der berufsbegleitenden Founders Academy und der Entwicklung eines Startup-Ecosystems, scheint anzukommen. Außerdem wagen immer mehr Menschen den Schritt in die Gründung, wollen mit neuen Ideen eingefahrene Prozesse und Denkweisen verbessern und effizienter gestalten. Für die Founders ist diese Entwicklung keine Eintagsfliege. Mit dem neuen Mietvertrag bis 2028 wollen sie ein Zeichen setzen: Wir bleiben länger.

Das Potenzial des Mittelstands nutzen

Noch nie war es so einfach zu Gründen wie heute, weiß Jannis Johannmeier, Manager Public Relations bei der Founders Foundation. Besonders im mittelständisch geprägten Ostwestfalen hat der Schulterschluss mit eben diesen Unternehmen gut geklappt und beide Seiten – Gründer sowie Mittelstand – bringen sich laut Johannmeier großes Vertrauen entgegen. „Die Top 15 Unternehmen in OWL machen kumuliert über 70 Milliarden Umsatz im Jahr. Als Gründer setzt man sich hier also in ein wirtschaftlich hoch interessantes Gebiet. Wenn du eine B-2-B-Lösung baust, dann hast du sehr potente Kunden direkt vor der Haustür.“ Ein Vorteil, den beispielsweise die riesige Startup-Szene in Berlin nicht habe. Dort gehe es eher um B-2-C, die klassische Industrie fehle. Trotzdem werden beim Thema Startup immer wieder Vergleiche mit Berlin und anderen Metropolen gezogen, im Hinterkopf immer der Gedanke an die Unternehmerschmiede Nummer 1, das Silicon Valley. Jannis Johannmeier erklärt dazu: „Wir sind kein „Silicon Irgendwas“ und wollen auch das Silicon Valley nicht nachahmen. Aber wir sind das mächtige Hinterland und unser Ziel ist es, den „Rocket Mittelstand“ zu schaffen. Also einen Mittelstand, der ein digitales Geschäftsmodell hat. Das fehlt heute einfach meistens.“ Beispielsweise sei die klassische Excel-Tabelle oftmals „State of the art“, eine intelligente Datenbank zu besitzen sei für viele Firmen schon sehr viel wert. Und diese Lösungen entwickeln eben Startups.

Chancen für alteingesessene Unternehmen

Den Ostwestfalen sagt man allerdings nach, sie seien nicht so aufgeschlossen für Neues und etwas stur. War hier also schwere Überzeugungsarbeit nötig? „Natürlich mussten wir oft erklären, was wir überhaupt vorhaben“, sagt Johannmeier. „Aber die Unternehmer haben schnell erkannt, dass die Gründer heute den gleichen Pioniergeist haben wie Erfinder vor 100 Jahren. Gründen bedeutet Experimentieren und vielen haben uns gesagt, dass sie es toll finden, weil sie bei ihren ersten Schritten im Unternehmertum auch gerne Hilfe gehabt hätten“. Dabei erkennen immer mehr große Unternehmen die Attraktivität, die ein Startup bietet. Es sei der ideale Sparringspartner. „Startups denken anders und sagen, was wirklich los ist. Sie sind ehrlich und oftmals Querdenker. Große Unternehmen können ihre Richtung nicht so einfach ändern, aber kleinere können das machen und so unterstützen“, erklärt Johannmeier.

Startup als Thema für alle

Die Founders Foundation hat zudem den Weg über das Lokalradio gewählt, um auf sich aufmerksam zu machen. In der regelmäßigen Sondersendung „Startup – die Stunde der Gründer“ bei Radio Bielefeld konnte die Initiative ihre Arbeit vorstellen, aber auch Lust aufs Thema Gründen im Allgemeinen machen. Dazu gab es viele begleitenden Infos auf der Radio-Webseite: Was ist z.B. eigentlich ein Business Angel oder was macht einen erfolgreichen Gründer aus? „Die Herausforderung und Zielsetzung war das Thema „Startup“ einer breiten Masse zugänglich zu machen. Natürlich ist das ein spezielles Thema, denn nicht jeder Hörer wollte schon immer ein Unternehmen gründen“, sagt Vanessa Baur, Mediaberaterin bei Radio Bielefeld. „Es ist aber ein ganz spannendes Thema, was viele interessiert und bei dem man dranbleibt. Durch die Sendungen konnte ein Erstkontakt bei unseren Hörern hergestellt werden. Vielleicht trägt der ein oder andere schon länger eine Idee mit sich herum, ist aber nicht sicher, wie, wann und wo der erste Schritt zu machen ist.“ Jannis Johannmeier ergänzt: „Natürlich muss nicht jeder wissen, was ein skalierbares Geschäftsmodell ist. Trotzdem möchten wir alle erreichen und aufmerksam machen, dass bei uns viel passiert. Als Initiative möchten wir die zukünftige Unternehmergeneration ausbilden und das ist schon eine wichtige Info nach draußen. Jeder soll wissen, dass es uns gibt und wir eine Anlaufstelle für Unternehmer sind. Anders als IHK oder Arbeitsagentur. Zu unseren Events und Talks kommen mittlerweile sehr viele Menschen, das haben wir auch u.a. dem Radio zu verdanken.“ Das Thema Startup bewegt also eben nicht nur die Metropolregionen. In Ostwestfalen-Lippe liegt ein enormes Potenzial und es tut sich einiges. Unternehmen wie Dr. Oetker haben bereits in Startups der Founders Foundation investiert. Gründer werden hier unterstützt, Nicht-Gründer merken, dass in der Region viel Neues entsteht. Und wer sich selbst ein Bild machen möchte, ist herzlich eingeladen, so Jannis Johannmeier von den Founders. Egal ob in den jetzigen Räumlichkeiten oder nach dem Umzug: „Unsere Tür steht immer offen!“

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Barbara Kawa

ist Online-Redakteurin und Social Media Managerin bei ams - Radio und MediaSolutions und beschäftigt sich mit allen Themen im und rund ums Web.