Full HD, 4K, 8K: Bildauflösung bei Videoproduktionen

Von Frank Terpoorten und Jan-Philipp Adams, veröffentlicht am 09. Februar 2021

Full HD, 4K, 8K: Was ist das eigentlich?

Noch vor 20 Jahren war alles ganz einfach: Fernsehen, und damit auch Video, waren ausgelegt auf recht kleine Monitore. Nachdem über Jahrzehnte das Standard-Bildformat 4:3 war, verbreitete sich mit der DVD ein neues Format. Nun war echtes 16:9 abspielbar – natürlich nur auf Breitbildfernsehern oder auf 4:3-Monitoren mit störenden schwarzen Balken. Aber egal ob 4:3 oder Breitbild: das klassische Fernseh- und DVD-Format hatte eine Bildhöhe von max. 576 Pixeln – die so genannte SD-Qualität. Weil seit der Jahrtausendwende die Fernseher in unseren Wohnzimmern aber immer größer wurden, wirkte das Bild irgendwann "pixelig".

Mit HD-Medien wie der Blu-ray Disc und leistungsfähigeren PC-Systemen zog ein neuer Standard ein: erst HD ready (720 Pixel hoch), dann Full HD, das als „1080p“ im Vergleich zu SD die vierfache Bildauflösung versprach (doppelte Höhe + doppelte Breite = viermal mehr Bildinformation!). Dieses Full HD 1080p ist heute Standard bei Abspielmedien.

Doch es tut sich etwas! Bei großen Displays hat sich in den letzten Jahren eine noch schärfere Auflösung durchgesetzt. 4K, oder das bei TV-Hersteller verwendete „UHD“ (Ultra HD), bietet die vierfache Auflösung von Full HD: 3840 x 2160 Pixel. Noch ist das Angebot an Filminhalten eingeschränkt, aber es entwickelt sich – vor allem durch Streamingdienste wie sky oder netflix.

Der neueste Trend sind Displays mit „8K“ (d.h. 7680 x 4320 Pixel): 33 Megapixel! Momentan ein reiner Verkaufstrick, denn Inhalte gibt es dafür eigentlich keine. Für Kinoproduktionen wie „Der Hobbit“ reichte noch eine RED-Filmkamera mit "gerade einmal" 5K Maximalauflösung. Selbst professionelle D-SLR-Fotokameras kommen da nicht mit: Eine Canon 5D Mark IV bietet im Fotomodus max. 30,7 Megapixel.

Die Frage der richtigen Auflösung

8K ist also ferne Zukunft! Bleibt trotzdem die Frage: Welche Auflösung braucht man heute für eine professionelle Videoproduktion? Muss es jetzt schon 4K sein? Oder reicht heute noch Full HD? Schließlich bietet Full HD auch auf großen Displays eine brillante Qualität. Man muss man schon sehr nah ans Bild herantreten, um gefühlt Pixel zu erkennen.

Aber Internetvideos in Full HD sehen nicht immer brillant aus, werden jetzt manche sagen. Verwechseln Sie die Auflösung nicht mit der Brillanz. Was bei Internetvideos in Full HD stört, ist meist nicht die Auflösung, sondern die geringe Datenrate. Videoportale wie YouTube übertragen das Bild nämlich in komprimierter Qualität (sehr gut vergleichbar mit dem Unterschied zwischen einem Bild in Originalqualität und dem komprimierten JPEG): Ergebnis sind eine geringere Farbtiefe und manchmal sogar „Artefakte“. Grund für diese "mangelhafte" Qualität ist schlicht die zu große Datenrate eines hochwertigen Full HD-Videos – schließlich werden bei einem unkomprimierten MOV-Video etwa 113 MBit / Sek. verarbeitet – das entspricht 15 MB / Sek. oder fast 1 GB / Minute! Selbst das übliche MP4-Format erfordert bei hoher Datenrate knapp 75 MB / Minute.

Der Einsatz von Videos in 4K lohnt sich daher im Marketingalltag nur für riesige Leinwände, d.h. für Event mit professioneller Medientechnik. Dann sind die Grenzen nach oben offen: Auf Messeständen ist die Bildauflösung teilweise noch viel größer, zudem nutzen Eye Catcher-Videos oft ein ausgefallenes Bildverhältnis.

4K: In der Produktion heute schon Standard

Klar ist: In ein paar Jahren wird auch im "normalen" Medien- und damit Marketingalltag 4K der Standard sein. Nicht nur darum drehen professionelle Videoproduzenten bereits heute standardmäßig in 4K-Auflösung – unsere RED bietet 5K. Und darauf sollten Sie als Kunde auch Wert legen!

Selbst wenn der neue Image- oder Produktclip "nur" in Full HD geschnitten wird: Das hochauflösende Rohmaterial bietet die Möglichkeit, in der Postproduktion Bildkorrekturen vorzunehmen, indem man nur einen Bildausschnitt verwendet (ein Effekt, der auch bei O-Ton-Aufnahmen wichtig ist, da man so fehlerhafte Aussagen oder Gedankenpausen kaschieren kann, ohne gleich mit zwei Kameras arbeiten zu müssen). Oder man kann passend zur Musik den Bildausschnitt sprunghaft wechseln.

Mehr geht zum Beispiel auch bei Studioaufnahmen, etwa von Personen vor freigestelltem Hintergrund. Bei solchen Greenscreen-Aufnahmen oder Retuschen ermöglicht die höhere Auflösung eine genauere Nachbearbeitung.

Dazu lassen sich aus dem hochaufgelösten Rohmaterial recht große Standbilder extrahieren. Man bedenke: 5K-Bilder aus einer RED-Kamera ergeben bei 300 dpi tatsächlich 36 x 21,5 cm große Printmotive – und das in brillanter Optik und mit unkomprimiertem RAW-Standard.

Und wer jetzt nicht in 4K dreht, kann das Rohmaterial in ein paar Jahren nicht mehr nutzen, wenn die höhere Auflösung zum Standard geworden ist.

Darum gilt, wenn es nicht gerade um eine tagesaktuelle oder eine bewusst "einfache" Social Media-Produktion geht: Dreharbeiten in 4K müssen sein!

Was lohnt sich in der Postproduktion?

Aber was ist mit der Postproduktion? Gibt es hier einen echten Gegenwert für die höheren Kosten von 4K? Schließlich macht 4K in der Postproduktion mehr Aufwand:

Da ist einmal die Datensicherung, die nicht unterschätzt werden darf. 1 Minute Rohmaterial erzeugt bis zu 2,5 GB Daten. So kommen bei einer umfangreichen Produktion, vor allem mit langen Interviews, gerne mal einige Terrabyte zusammen. Und die müssen langfristig und aufwändig auf Festplatten oder Server gesichert werden – zuzüglich Sicherungskopie!

Weiterer Punkt sind die längeren Renderingzeiten, die sich im Aufwand bemerkbar machen. Um aus den vielen Ebenen und Effekten das letztliche Filmbild zu berechnen, braucht ein 4K-Video-Schnitt viermal so lang.

Darum rechnet sich der höhere Aufwand für eine komplette 4K-Produktion eigentlich nur, wenn der Film länger frisch bleiben soll – also vor allem für Image- und Unternehmensfilme.

Wer heute komplett in 4K produzieren lässt, nutzt mittelfristig im Alltag aber nur die "kleine" Full HD-Version. Schließlich soll der Rechner bei einer Präsentation nicht in die Knie gehen; und mehr Bildschärfe wird oft gar nicht dargestellt. Wenn die technische Basis verbreitetert ist, kann man das 4K-Format in ein paar Jahren nachschieben … oder man verbreitet schon heute gezielt die Botschaft: „Wir setzen auf die Qualität von morgen und präsentieren den Film schon heute auf YouTube in 4K !“

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Frank Terpoorten und Jan-Philipp Adams

arbeiten bei ams Videograph - eine Marke von ams - Radio und MediaSolutions für Film- und Videoproduktionen.