Fünf Beispiele für gelungene Guerilla Marketing-Aktionen

Von Martina Tekin, veröffentlicht am 19. Februar 2016

1. Branche: Umweltschutz und der „World Wildlife Fund“

2008 startete der World Wildlife Fund eine Guerilla Marketing Kampagne in Paris. Eine Panda-Invasion sollte die Passanten zum Nachdenken anregen. 1600 handbemalte Pandas aus Pappmaché wurden auf dem Platz vor dem Hôtel de Ville verteilt, um auf die Gefahr des Aussterbens dieser Spezies wie auch auf den dramatischen Gesamtzustand der Umwelt aufmerksam zu machen. Die Zahl – 1.600 – repräsentierte die exakte Zahl der zu diesem Zeitpunkt noch in der Wildnis lebenden Pandas. Nach ihrem Einsatz in Paris gingen die Pandas auf Tour und wurden erst in Paris und dann in ganz Frankreich gezeigt. Der Panda ist seit Jahren vom Aussterben bedroht und findet sich auch im Logo des World Wildlife Fund. Kostengünstig hergestellt wurden die Pandas übrigens selbst von Mitgliedern des WWF. Die Pandas bereisen weiterhin die Welt, um auf die Folgen des Klimawandels hinzuweisen. So waren sie 2014 in Hongkong zu Gast.

2. Branche: Film

Einer der bekanntesten Filme des Jahres 1999 hat seinen unglaublichen Erfolg einer Guerilla-Kampagne zu verdanken. Der Streifen Blair Witch Project, der von ein paar College-Studenten mit sehr geringem Budget gedreht wurde, wird durch die gezielt gestreuten Informationen über eine Website zu einem nationalen und internationalen Erfolg. Die Geschichte handelt von drei Studenten, die bei Aufnahmen für einen Dokumentarfilm im Wald verschwinden. Ein Jahr nach ihrem Verschwinden werden ihre Filmaufnahmen gefunden. 10 Monate nach Abschluss der Dreharbeiten, aber noch vor Veröffentlichung des Films, schalten die Macher eine Internetpräsenz auf der sie über die drei Vermissten, deren Geschichte und das gefundene Filmmaterial berichten. Der User wird durch den Charakter eines Tatsachenberichtes und „historische Beweise“ komplett getäuscht. Ergänzt wird dieser Eindruck durch „fiktive“ Interviews mit Freunden und Angehörigen der Vermissten. Die Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwimmt durch den dokumentarischen Charakter und die Webpräsenz knackt innerhalb kurzer Zeit die Marke von einer Million Nutzern, die den Verlauf der Geschichte verfolgen und später zu begeisterten Kinogängern werden. Die Legende von Blair Witch wird von den Machern folglich selbst kreiert und als Basis des Films verwendet. Im Verhältnis Produktionskosten und Einnahmen ist The Blair Witch Project bis heute einer der erfolgreichsten Filme, was er seiner genialen Guerilla-Marketing-Kampagne vor dem Release zu verdanken hat.

3. Branche: Mode

Diesel Jeans setzt erfolgreich auf Guerilla-Marketing auf der Straße. Streetwear goes public sozusagen. Bei einer Kampagne in Zürich (und anderen Städten) wurden an stark frequentierten Plätzen mehrere Diesel-Jeans in Eisblöcken platziert. Der moderne „Streetpunk“ war aufgerufen die zugehörige Jeans aus dem Eisblock zu befreien und in den nächsten Diesel-Store zu bringen, um dort als Belohnung eine Jeans in der eigenen Größe als Geschenk zu erhalten. Erst wer den Eisblock genauer unter die Lupe nahm, entdeckte in seinem Inneren die Jeans und einen Text mit dem Kampagnen-Slogan „Be Stupid to Get a Free Diesel Jeans“. Die Fußgänger wendeten verschiedenste Methoden an, um die Jeans zu befreien. Heißes Wasser bis hin zu Hammer und Meißel wird eingesetzt. Das Publikum, das sich rundherum bildet, filmt und stellt die Videos über die „stupid people“ ins Netz. Die Videos verbreiten sich im Nachgang viral im Internet und bleiben über das eigentliche Event hinaus einem breiten Publikum – und potentiellen Kunden – zugänglich. Sich mal richtig zum Idioten zu machen, um eine Gratis-Jeans von Diesel abzustauben, scheint der Marke sowie der Selbstwahrnehmung der Mitwirkenden nicht zu schaden.

4. Branche: Getränkemarkt

Coca-Cola bezog in einer Guerilla-Marketing-Aktion Kinobesucher mit Hilfe einer versteckten Kamera quasi „live“ mit ein. Titel der Aktion war "Coca Cola SLURP!". Der Kinobesucher wird mittels Greenscreen vorher unauffällig gefilmt und dann hinter den Kulissen in einen der Film-Trailer geschnitten. Der Besucher sieht sich selbst und hatte sowohl beim Konsumieren des Getränks als auch bei der großen Leinwanderfahrung Spaß.

5. Guerilla-Marketing mobil: Vom Zoo bis hin zu Meister Proper

Sehr beliebt ist das Guerilla-Marketing in Form von Anzeigen auf Fahrzeugen des öffentlichen Nahverkehrs in Städten, da sie in kurzer Zeit vielen Menschen ins Auge stechen. So hat der Kopenhagener Zoo einen ganzen Bus mit einer Anzeige überzogen, die den realistischen Eindruck erweckt, dass der Bus durch eine Schlange „gewürgt“ wird. Eine andere Kampagne wird von der Firma Duracell gefahren, die die Seiten eines Busses mit entsprechenden Taschenlampen mit der Aufschrift Duracell beklebt hat, sodass der Lichtkegel des Busses genau dem Licht der imaginären Taschenlampe entspricht. Eine sehr beliebte Basis für urbane Guerilla-Marketing-Aktionen sind die Zebrastreifen. So wird ein weißer Zebrastreifen absichtlich ein wenig grauer gestrichen bis auf einen strahlend weißen Streifen in der Mitte auf dem dann der Urheber dieser Frische – Meister Proper – prangt. Ganz gleich, um welche Branche es sich handelt, eines ist bei allen Guerilla-Marketing-Aktionen deutlich zu sehen: Es ist die kreative Idee, die mit günstigen Mitteln und dem Überraschungseffekt, schnell für hohe Reichweiten und Aufmerksamkeit sorgt.

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Martina Tekin

studierte Politik- und Medienwissenschaft sowie Vor- und Frühgeschichte. Danach war sie mehrere Jahre im Bereich PR/Öffentlichkeitsarbeit sowie später in einer Werbeagentur als Texterin tätig. Zudem arbeitete sie als Redakteurin in einer Marketingagentur.