Erfolgreich Interviews geben - worauf Sie achten sollten

Von Kristina Grube, veröffentlicht am 08. September 2016

Ist ein Interview immer sinnvoll?

Können Ihr Unternehmen oder Ihre Produkte in den Zusammenhang mit tagesaktuellen Themen gebracht werden oder ist Ihr Unternehmen generell in der Region oder sogar darüber hinaus sehr bedeutsam, werden Sie unter Umständen bereits Anfragen für ein Interview erhalten haben.
Doch nicht immer ist die Zusage zu einer Interview-Anfrage auch sinnvoll. Sie sollten daher vorher genau prüfen, ob Sie das Interview geben wollen oder nicht. Nach dem Medientrainer Christian Schmidt-Egger gibt es vier Fragen1, die es vorab zu beantworten gilt:

  • Welchen Nutzen bringt mir der Auftritt und kann ich davon profitieren?
  • Bieten der Journalist und sein Beitrag ein passendes Umfeld (Zielgruppe, Reichweite und Darstellungsform des Mediums)?
  • Welches Risiko birgt mein Auftritt und besteht die Gefahr, dass ich schlecht dargestellt werde?
  • Was kostet es mich, wenn ich das Interview absage?

Die letzte Frage bezieht sich auf den eigenen Aufwand und die benötigte Zeit, die für das Interview selbst und die Vorbereitung aufgebracht werden muss. Diese Seite der Waagschale muss gegen folgenden Aspekt abgewogen werden: Durch eine Absage könnten Sie den Journalisten verärgern und sich selbst einer Chance berauben, einen Nutzen für Marketing- und PR-Zwecke daraus zu generieren. Falls Ihnen der Journalist und das Medium unbekannt sind, bringen Sie daher möglichst viele Informationen in Erfahrung. Fragen Sie nach, wer die Person ist, die das Interview durchführen wird. Es ist ein Unterschied, ob der angestellte Redakteur, der freie Journalist oder der Praktikant Sie interviewen soll und lässt Rückschlüsse zu, welche Bedeutung Sie dem Beitrag zumessen können. Auch sein Anliegen ist wichtig, das von wohlwollend bis konfrontativ, einer kurzen Auskunft bis hin zu detaillierten Informationen variieren kann – vielleicht möchte er Sie gar nicht direkt zitieren oder plant er doch einen umfassenden Hintergrundbericht zu Ihrem Unternehmen?
Auch die Gegebenheiten während des Interviews gilt es zu klären. Besucht Sie der Journalist mit Mikrofon und Kamera in Ihrem Büro oder lädt er Sie zu einer Sendung in sein Sendestudio ein? Möchte er ein Interview vor laufender Kamera, ist das Interview live oder verwendet er lediglich O-Töne für seinen Bericht? Gerade in einer höheren Position im Unternehmen werden Sie vielleicht gleich mehrere Ämter bekleiden. Stellen Sie daher sicher, in welcher Rolle Sie das Interview geben sollen – beispielsweise als Unternehmensführer, als Repräsentant eines Gremiums oder wurden Sie aufgrund Ihrer speziellen Fachkenntnisse ausgewählt?
Scheuen Sie sich nicht, im Vorgespräch alle diese Punkte anzusprechen, sollte Sie der Journalist diesbezüglich im Unklaren lassen.

Die Vorbereitung auf das Interview

Alle Modalitäten wurden geklärt und die Beantwortung der Fragen nach Schmidt-Egger ergab, dass Sie das Interview geben sollten. Dann geht es nun an die Vorbereitung. Vielleicht hat der Journalist Ihnen bereits einige Fragen zur Verfügung gestellt. Eine Garantie, dass der Journalist davon nicht abweicht, gibt es allerdings nicht. Sammeln Sie daher alle möglichen Fragen, die zu dem Thema gestellt werden könnten und bereiten Sie, bestenfalls in enger Zusammenarbeit mit dem PR- oder Marketingteam Ihres Unternehmens, passende Antworten vor. Vielleicht wurden Sie oder ein Kollege bereits zu einem ähnlichen Thema interviewt, wovon Sie nun profitieren können. Je präziser Sie den Fragen- und Antwortenkatalog erstellen, desto souveräner werden Sie bei dem Interview wirken. Denn wem die Antworten leicht von den Lippen gehen, kann sich auf sein Auftreten und seine Außenwirkung konzentrieren. Voraussetzung dafür ist aber auch, dass Sie sich vorab bereits in die Interviewsituation hineinversetzen konnten. Gehören Interviews nicht zu ihrer alltäglichen Routine, üben Sie den Ablauf mit einem Kollegen, dem Lebenspartner oder einem guten Freund. Komplexe Antworten prägen sich gut ein und kommen nicht auswendig gelernt rüber, wenn Sie diese einige Male frei gesprochen haben. Sollten Sie ein Interview vor der Kamera planen, ist es darüber hinaus sinnvoll, die Probeinterviews mit einer Videokamera aufzuzeichnen. Neben den Antworten und der Stimme liegt der Fokus hier auch auf Ihrer Körpersprache. Beim Ausformulieren der Fragen achten Sie darauf, dass Sie klare Botschaften vermitteln. So können sie auch schwierigen Fragen notfalls ausweichen, wenn sie diese nicht beantworten wollen oder können. Auf die Frage hin: „Ist bei Ihnen bereits ein schlimmer Arbeitsunfall vorgekommen?“ könnten Sie beispielsweise antworten: „Die Arbeitssicherheit steht bei uns an erster Stelle. Das zeigt sich beispielsweise darin, dass unsere Mitarbeiter laufend auf dem Gebiet geschult werden und auch das richtige Verhalten im Ernstfall üben…“ Diese Antworten müssen natürlich auch der Wahrheit entsprechen und einer Prüfung durch den Journalisten standhalten.

Kritische Themen: Strategien der Journalisten

Ist ein engagierter Journalist an einer Story dran, wird er sich allerdings nur schwer mit ausweichenden Antworten zufrieden geben. Er wird andere Strategien und Kniffs anwenden, um Sie aus der Reserve zu locken. Lassen Sie sich auf ein Interview zu einem kritischen Thema ein, seien Sie daher vor den unterschiedlichen Strategien der Journalisten gefeit.² 1. Der Journalist wiederholt mehrfach seine Frage
Wiederholen Sie ihre Antwort höchstens drei Mal, am besten Wort für Wort und lassen Sie sich nicht zu einer unpassenden Formulierung verleiten. Bleiben Sie dabei entspannt und höflich und zeigen Sie keine Verärgerung über diese Methode. Antworten Sie beim vierten Mal nicht mehr, sondern bitten Sie ihn, zur nächsten Frage zu kommen.

2. Das nicht abgesprochene Thema

Wenn Sie vorab im Vorgespräch ein Thema festgelegt haben und der Journalist davon abweicht könnte es eine Überrumpelungsstrategie sein. Lassen Sie sich zu keiner Aussage hinreißen, denn alles, was sie in das Mikrofon sprechen oder vor der Kamera äußern, kann der Journalist auch verwenden. Eine gute Antwort kann da lauten: „Tut mir Leid, diese Frage kann ich Ihnen zu dem jetzigen Zeitpunkt leider nicht beantworten. Gerne werde ich mich dazu informieren und Ihnen morgen die Antwort geben.“

3. Der Journalist schweigt

Was passiert, wenn der Journalist Ihnen eine Frage stellt, Sie diese beantworten, doch anstatt die nächste Frage zu stellen, schaut er Sie nur erwartungsvoll an? Viele Menschen spüren nun einen Druck auf sich lasten und reden weiter. Dabei besteht die Gefahr, viel mehr preiszugeben, als Sie wollten. Reden Sie sich nicht um Kopf und Kragen, sondern halten Sie die Gesprächspause und vor allem die Stille aus. 4. Der Überfall
Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie kommen morgens auf dem Gelände Ihres Unternehmens an, steigen aus dem Auto und schon sind sie umringt von Menschen mit Mikrofonen und Kameras: „Heute Nacht hat es bei Ihnen eine Explosion in der Produktion gegeben. Wie konnte es dazu kommen?“ Sie sind völlig ahnungslos, überrascht und stammeln so etwas wie: „Das kann doch nicht sein.“ Später im Fernsehen und in den sozialen Medien können Sie dann bewundern, wie die PR-Krise ihren Lauf nimmt. Sie hätten besser gesagt: „Tut mir leid, ich bin nicht über den Vorfall informiert. Geben Sie mir eine Stunde Zeit, um mich zu informieren. Dann werde ich Ihnen Auskunft geben können.“ Diese Zusage müssen Sie dann unbedingt einhalten oder Sie verspielen Ihre Glaubwürdigkeit. 5. Tricks der Fragetechnik³
Ein Journalist kann versuchen, Sie mit seiner Fragetechnik zu verunsichern und Sie zu einer unüberlegten Antwort verleiten. Fällt er Ihnen dauernd ins Wort, bitten Sie ihn höflich, ausreden zu dürfen. Verwendet er nur Ja/Nein-Fragen, antworten Sie doch einfach mit einem Praxisbeispiel. Baut seine Frage auf einer zuvor genannten Unterstellung auf, kontern Sie zunächst die falsche Behauptung und gehen Sie erst danach auf die Frage ein. Auch verwirrend können gleich mehrere Fragen auf einmal sein. Fassen Sie daher zunächst die Tendenz der Fragen zusammen und geben Sie nur eine klare Antwort. Sollte der Journalist in unpassender Weise persönlich werden, heben Sie Ihre Antwort auf die sachliche Ebene. Dies waren nun viele Informationen und ein bereits tieferer Einblick in schwierige Interview-Situationen. Konfrontative Interviews auf diesem Niveau werden sicherlich eine Ausnahme bilden. Eine passende Antwortmöglichkeit auch auf knifflige Fragen zu kennen, kann aber nur von Vorteil sein und stärken Ihre Selbstsicherheit. Mit etwas Übung und einer guten Vorbereitung nach beschriebenem Ablauf, werden Sie künftige Interviews gut meistern können.


1 Vgl. Schmidt-Egger, Christian (2013): „Medientraining“, S. 57 ff.
2 Vgl. Ebd. S. 107 ff.
3 Vgl. Kriebel, Wolf-Henning (2000): „Crashkurs Medienauftritt“, unter: www.new-media-training.de/tricks.html


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Kristina Grube

hat Crossmedia & Communication Management (MA) an der Fachhochschule des Mittelstands in Bielefeld studiert sowie Medienkommunikation und Journalismus (BA). Seit Studienbeginn ist sie außerdem als freie Mitarbeiterin für eine lokale Tageszeitung tätig.