Er kam, um zu bleiben: Faszination Podcast

Von Mathias Mersch, veröffentlicht am 19. November 2019

Es war einmal: Der iPod

Im Jahr 2002, als das Internet tatsächlich für viele noch Neuland war, brachte die Firma Apple ihren kleinen MP3-Player iPod mit Touchscreen und Internetfähigkeit auf den Markt. Da Radiosender zu dieser Zeit begannen, Inhalte auch übers Netz zu verbreiten, war es naheliegend, das Gerät auch als Internet-Radioplayer zu verwenden. So wurde aus iPod und Broadcast: Podcast.

Allerdings: In Ermangelung von Netzgeschwindigkeit und technischer Ausstattung des iPods dümpelte das Thema erst einmal noch ein paar Jahre vor sich hin.
Das änderte sich fast schlagartig als 2008 dem iPod das iPhone folgte. Das Smartphone war geboren und wird seither permanent weiterentwickelt. Gleiches gilt für die Peripherie, wie Bluetooth-Kopfhörer und -Lautsprecher. Mit der gleichzeitig rasanten Zunahme der Netzgeschwindigkeit konnte Podcast endlich Fahrt aufnehmen.

Zahlen bitte!

Laut einer aktuellen Umfrage von YouGov Deutschland hören 34 Prozent der Deutschen regelmäßig Podcasts. 13 Prozent hören täglich, 25 Prozent immerhin wöchentlich. 73 von 100 Deutschen hören zuhause, jeweils ca. 20 Prozent unterwegs im ÖPNV oder Auto. 46 Prozent hören lieber am Abend, 19 Prozent eher morgens.

Wie sieht es mit den Podcast-Inhalten aus? Die YouGov-Studie zeigt, dass junge Podcast-Fans vor allem zu Unterhaltung tendieren, während ältere Hörerinnen und Hörer vorwiegend informative Inhalte bevorzugen. Außerdem beliebt sind die Themenbereiche Bildung, Entspannung und Inspiration. Das Gerät der Wahl ist für 55 Prozent das Smartphone, gefolgt vom Laptop (28 Prozent), Desktop-Computer (22 Prozent) und Tablet (20 Prozent).

Er kam, um zu bleiben

Der Grund für den Erfolg von Podcast ist simpel. Der Mensch orientiert sich über das Sehen. Podcast-Sendungen ermöglichen es, Inhalte und Informationen aufzunehmen, ohne visuell gebunden zu sein und das überall und: jederzeit! Und das funktioniert, weil sie der Hörerschaft dauerhaft zur Verfügung stehen.
Sollte also mal jemand behaupten, eine Podcast-Folge verpasst zu haben: Glauben Sie es nicht.

Gerade Podcasts mit Themen, die nicht an Aktualität gebunden sind, wie Tutorials, Wissenschaftliches oder allgemein gesellschaftliche Inhalte, profitieren davon. Sie können dann abgerufen werden, wenn sie für die HörerInnen relevant sind. Die Sendungen erfahren so naturgemäß eine viel größere Aufmerksamkeit, was natürlich auch im Sinne der Anbieter ist.

Also: Nicht nur Podcast als Medium wird bleiben, auch jeder einmal produzierte Inhalt bleibt oder ist zumindest lange Zeit verfügbar. So kann ein Podcast-Format zu einem Informationsarchiv führen, auf das jedermann, jederzeit zugreifen kann. Das haben auch viele Unternehmen erkannt.

Der Podcast als Premium-Werbeträger

Immer mehr Marken nutzen sogenannte Branded-Podcasts als Kommunikationstool. Matthias Milberg, Projektleiter der Bielefelder „Podcastfabrik“, der Podcastunit von ams Radio und MediaSolutions: „Ob Mittelständler, Großkonzerne, Hochschulen oder Vereine: Wir merken, dass Podcasts 2019 im Mainstream angekommen sind. Entscheider aus Marketing und Agenturen haben erkannt, dass Podcasts Premium-Werbeträger sind: Kaum Streuverluste und eine Werbewirkung vergleichbar mit der Empfehlung eines besten Freundes. Das können nur Podcasts.“

Insbesondere bei Branded-Podcasts, die naturgemäß einen hohen Anspruch an Professionalität erfüllen sollten, nutzen Unternehmen gern die Expertise eines auf dieses Medium spezialisierten Dienstleisters wie die Podcastfabrik. Dieser wurde dadurch selbst zur Marke - sozusagen zur Podcast-Brand für Branded-Podcasts.

Die Aufgaben eines solchen Podcast Dienstleisters sind vielfältig und lassen sich in drei Arbeitsbereiche einteilen.

Inhalte und Formate

Redakteurinnen und Autoren entwerfen und produzieren maßgeschneiderte Formate für die Kunden aus den unterschiedlichsten Bereichen der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens.
So lassen Industriekunden Tutorials für ihre Produkte produzieren oder stellen Arbeitsbereiche ihres Unternehmens vor – ein beliebtes Recruiting-Instrument. Krankenkassen bieten Gesundheitskurse an. Autohersteller präsentieren ein neues Fahrzeugmodell – zum Beispiel bei einer Fahrt über eine touristisch attraktive Route. Die Themen und Möglichkeiten sind grenzenlos.

Podcast-Elemente

Oft werden hilfreiche und werbewirksame Tools für die professionelle Ausgestaltung einer Podcast-Folge gebraucht. Dazu zählen auf Kunden zugeschnittene Soundlogos, Jingles, Musikbetten, Sprachelemente. Der Kunde erhält so einen Baukasten mit individuellen und formatgerechten Elementen, mit denen die Podcast-Folgen arrangiert werden können.

Beratung und Schulung

Der besondere Charme vieler Podcast-Formate liegt in deren Authentizität. Sendezeiten, Längen, Quoten spielen anders als in linearen Medien eine untergeordnete Rolle. Schließlich kommt es auf den Inhalt an. So hat ein Tutorial natürlich eine besonders hohe Glaubwürdigkeit, wenn es von einem Experten gesprochen wird. Ähnliches gilt für Recruiting-Podcasts. Und so kommt ein drittes Aufgabenfeld der Podcastfabrik zum Tragen: Beratung und Schulung, denn: authentisch heißt nicht hausbacken. Auch eine Sendung, die von einem Unternehmen in Eigenregie produziert wird, sollte nie Zweifel an dessen Professionalität aufkommen lassen. Das beginnt schon bei der Aufnahme. So spielt bei einer Schulung natürlich auch die technische Seite einer Podcast-Produktion eine Rolle.

Wer soll das bezahlen?

Viele Podcasts, die nicht einer firmeneigenen Kommunikation dienen, sind werbefinanziert. Hier zeigt sich ein weiteres Plus dieses Formats:
Werbeinhalte lassen sich, entsprechend dem Thema des Podcast, direkt auf die jeweilige Zielgruppe zuschneiden. Auf diese Weise vermeidet der Werbetreibende Streuverluste. Und der Podcast-Hörer entdeckt vielleicht ein für ihn wirklich interessantes neues Produkt.

Bye, bye Radio...

Weit gefehlt. Podcast ist nicht das neue Radio. Vielmehr ist er die perfekte Ergänzung. Das Format bietet zwar die Möglichkeit, eine bestimmte Radiosendung zeitversetzt zu hören - Radiosender bieten ja, wie bereits oben erwähnt, viele ihrer Sendungen zusätzlich als Podcast an - allerdings: Nicht jeder gesendete Inhalt behält seine Relevanz.
Hier zeigt sich der Vorteil des linearen Radioprogramms: Aktualität; denn unser Leben ist und bleibt linear. Deshalb möchte ich Wetter, Verkehr, die Liveübertragung aus dem Stadion, die neusten Nachrichten aus der Region und vieles mehr natürlich auch weiterhin live erleben.

Aussichten

Das Thema Podcast ist sicher zu umfangreich, um es in nur einem Beitrag zu behandeln. So ist ein weiterer Artikel zu technischen und rechtlichen Fragen geplant.
Und..., wenn ich darüber nachdenke: Vielleicht wäre ja mal ein Podcast zu diesem Thema angesagt?!

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Mathias Mersch

ist Musiker, Texter und Audio-Producer. Er produziert in den ams Studios u.a. Spots, Werbejingles und Promos für die zugehörigen Radiosender.