Crowdfunding – eine neue Art der Finanzierung mit Win-Win-Effekt

Auch die Initiative Tiny Forest Herford hat sich für diese Art der Finanzierung entschieden. Sie pflanzte den ersten Mini-Mischwald dieser Art in Nordrhein-Westfalen auf dem Gelände des Klinikums Herford an. Bei der Finanzierung des Projekts arbeitete sie mit der Crowdfunding-Plattform der Volksbank Herford-Mindener Land zusammen. Mitinitiatorin Corina Lass berichtet in diesem Interview von ihren Erfahrungen.
Zunächst einmal die Frage: Was genau steckt hinter dem Begriff Crowdfunding? Und was haben die Spender davon?
Crowdfunding ist eine Form der Schwarmfinanzierung (Finanzierung = Funding), bei der viele Internetnutzer (Menge = Crowd) spenden, damit diejenigen, die um Spenden bitten, ihr Vorhaben realisieren können. Dahinter steckt der Gedanke, dass es viele Menschen gibt, die ebenfalls die Realisierung des jeweiligen Vorhabens für sinnvoll halten und bereit sind mitzuhelfen, dass es umgesetzt werden kann. Dafür erhalten sie in der Regel Benefits oder eine Beteiligung.
Warum haben Sie sich bei dem Projekt Tiny Forest Herford für ein Crowdfunding entschieden?
Aus zwei Gründen: Zum einen möchten wir Kindern erlebnispädagogische Angebote machen. Dadurch haben wir mehr Geld benötigt, als allein für das Anpflanzen des Tiny Forests nötig gewesen wäre. Wir brauchten das Geld also zur Finanzierung des Projekts.
Zum anderen wollten wir die Idee der Tiny Forests verbreiten und damit Menschen animieren, es uns nachzumachen und selbst solche Mini-Mischwälder im urbanen Raum anzulegen. Unser Tiny Forest war ja der erste in NRW. Wie sinnvoll solche Mini-Mischwälder sind, ist in Deutschland noch nicht richtig verbreitet, anders als zum Beispiel in den Niederlanden und in Frankreich.
Welche Vor- und welche Nachteile hat ein Crowdfunding?
Der Vorteil eines Crowdfundings ist, dass man damit immer zugleich auch Marketing für das Projekt oder ein Produkt macht, für das man Geld sammelt. Außerdem entstehen dabei wertvolle Kontakte und Ideen für eine Zusammenarbeit. Das kostet aber auch Zeit: Crowdfunding ist mit viel Arbeit verbunden. Zwei bis drei Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, sollte man dafür mindestens einplanen. Denn es reicht nicht, sein Vorhaben einmal auf der Crowdfunding-Plattform vorzustellen.
Wie aktiviert ich die Crowd?
Je nach Anliegen über Berichte in Zeitungen, Beiträgen im Radio, Postings in den Sozialen Medien, E-Mails an Freunde, Bekannte, Geschäftspartner, Unternehmen, Politiker, Wirtschaftsverbände, durch Stände in der Innenstadt... Am besten agiert man auf allen Kanälen. Bei gemeinnützigen Vorhaben empfiehlt es sich auch, Vereine und Organisationen wie Rotarier und Lions Clubs, um Unterstützung und die Verbreitung des Crowdfundings in ihren jeweiligen Netzwerken zu bitten.
Was muss man beim Crowdfunding allgemein beachten? Wie ist der Ablauf?
Ein Crowdfunding braucht einen gewissen zeitlichen Vorlauf. Das hängt damit zusammen, dass die Crowdfunding-Plattformen mit Finanzdienstleistern zusammenarbeiten, die den strengen Regeln der Geldwäschegesetze unterliegen.
Wer sein Projekt über ein Crowdfunding finanzieren möchte, muss daher eine Reihe von Dokumenten hochladen, darunter Personen- und gegebenenfalls Organisationsdaten, in unserem Fall zum Beispiel die des Fördervereins Kinder- und Jugendklinik Herford e.V.. Danach braucht der Finanzdienstleister mindestens zehn Tage, um die Daten zu prüfen.
Die Plattformen leiten aber in der Regel sehr gut durch den Ablauf.
Wenn man diese Phase, die Startphase, erfolgreich durchlaufen hat, wechselt das Projekt in die Finanzierungsphase. Dann haben die Initiatoren meist einen begrenzten Zeitraum - zum Beispiel 90 Tage lang - Zeit, die angestrebte Zielsumme zu erreichen. Bei den meisten Plattformen muss die Zielsumme auch innerhalb dieses Zeitraums eingegangen sein, sonst fließt das gesamte Geld an die Spender zurück. Es empfiehlt sich daher, keine Zeit verstreichen zu lassen. Für den Erfolg des Crowdfundings ist ausschlaggebend, wie gut es beworben wird, und zwar von Anfang an.
Beim Festlegen der Zielsumme sollte man berücksichtigen, dass die Plattform in den meisten Fällen nicht kostenlos ist, dafür wird entweder ein fester Betrag oder ein prozentualer Anteil der Crowdfunding-Zielsumme fällig. Außerdem kostet der Finanzdienstleister, der im Hintergrund die Spenden treuhänderisch entgegennimmt und später auszahlt. Die Einzelheiten entnimmt man am besten der jeweiligen Crowdfunding-Plattform.
Die Crowdfunding-Zielsumme muss außerdem die Kosten für die Benefits decken: Das sind kleine Dankeschöns, die die Spender von den Initiatoren des Crowdfundings erhalten. Die Plattformen und die verschiedenen Crowdfunding-Projekte geben Hinweise darauf, was ein solches Dankeschön sein könnte.
Wo kann man crowdfunden?
Es gibt zahlreiche Anbieter, die teilweise sehr unterschiedliche Zielgruppen bedienen, je nachdem ob ein wirtschaftliches, gemeinnütziges oder privates Anliegen finanziert werden soll. Welche Crowdfunding-Plattform für einen selbst die richtige ist, recherchiert man am besten im Internet: Die Modalitäten der Anbieter ergeben sich aus ihren Beschreibungen auf der jeweiligen Plattform und indem man das eigene Vorhaben mit den Projekten auf diesen Plattformen vergleicht. Dabei stellt man sich die Frage: Passt das eigene Projekt dort rein?
[…] Es besteht übrigens auch die Möglichkeit, das Crowdfunding über die eigene Homepage laufen zu lassen. Die Produktionsgesellschaft Siloam macht das gerade sehr erfolgreich in der Schweiz. Das empfiehlt sich aber nur für Projekte, in die jemand mit einem sowieso schon sehr hohen Bekanntheitsgrad in den Sozialen Medien involviert ist.
Haben Sie, rückwirkend betrachtet, die richtige Plattform-Wahl getroffen?
Absolut! Wir haben mit der Volksbank Herford-Mindener Land "Viele Schaffen Mehr" zusammengearbeitet. Michael Kolm, unser Ansprechpartner, war immer für uns erreichbar und hat uns alle unsere Fragen beantworten können. Das hat wirklich großartig funktioniert und war eine große Erleichterung.
Das Besondere an der Volksbank-Plattform ist außerdem, dass sie auf jede Erstspende ab 10 Euro noch einmal 10 Euro drauflegt. Die Volksbank hat dadurch selbst 1.180 Euro zu unserem Projekt hinzugegeben. Außerdem haben wir keine Gebühren für die Nutzung der Plattform und keine Transaktionsgebühren an den Zahlungsdienstleister bezahlen müssen. Das alles hätten wir sonst zusätzlich als Spenden einwerben müssen.
Zusammenfassend: Ihre Tipps für ein erfolgreiches Crowdfunding?
- Bei der Wahl der Crowdfunding-Plattform auf Ansprechpartner, Kosten und Seriosität achten.
- Bei der Festlegung der Zielsumme daran denken, dass auch die Nutzung der Plattform, der Finanzdienstleister im Hintergrund und die Benefits für die Spender Geld kosten.
- Marketing. Marketing. Marketing: Denn die Spenden gehen nicht von alleine ein.