Bewegtbild: medialer Mehrwert für virtuelle Events

Von Frank Terpoorten, veröffentlicht am 13. Oktober 2020

Denn Bewegtbild spendiert virtuellen Präsentationen das Emotionale, das Anschauliche, das Fassbare. Und da ist Film das genau richtige Werkzeug; denn gut gemachte Filme wirken audiovisuell. Sie zielen auf Auge, Ohr und Bauch, transportieren Inhalte oder Emotionen in komprimierter Form und auf immer gleich hohem Niveau.

In virtuellen Events haben Filme unterschiedliche Aufgaben. Mal sind sie visuell orientiert, um Produkte und Funktionen anschaulich zu präsentieren. In anderen Fällen schaffen Filme dramaturgische Wendepunkte innerhalb einer Event-Inszenierung. Und häufig sind Filme der Ersatz für eine persönlich erklärende Vorstellung. Was früher live vor Ort stattfand, startet nun per Mausklick – 24/7 und weltweit abrufbar.

Das Ende der Messen?

Durch die Corona-Pandemie kam es zu einem Bruch im Kommunikationsmix: "Real" fanden die meisten Messen nicht statt! Aber die Messeabsagen erzeugten einen echten Mangel, schließlich haben Messen als Fachforum eine wichtige Funktion: sie liefern Vertriebspartnern eine handfeste Grundlage, um zu entscheiden, was sie ins Verkaufsprogramm des nächsten Jahres aufnehmen.

Messe ohne Ende!

In der Küchenmöbelbranche werden daher verstärkt digitale Produktpräsentationen eingerichtet. Zur Hausmesse stellte nobilia einen „digitalen Showroom“ vor, der exklusiv für internationale Handelspartner eingerichtet wurde. In zahlreichen fotorealistisch- animierten Planungen zeigen mehr als 100 real gedrehte Funktionsclips die Besonderheiten einzelner Möbel. So entstand eine interaktive Produktpräsentation, die gleich mehrere Vorteile vereint: „Der digitale Showroom dient im Corona-Zeitalter als Ersatz für einen Messebesuch, er kann aber auch zur Nachbereitung und Nachbetrachtung eines Besuchs eingesetzt werden. Zudem kann der virtuelle Showroom auch das echte Produkterlebnis im Handel erweitern, indem die Anwendung in der Kundenausstellung als Ergänzung zur Produktplatzierung zum Einsatz kommt“, so nobilia. Und weil die Hausmesse auch real stattfand, können rund ein Dutzend „Rundgang-Videos aus den einzelnen Bereichen der Original-Ausstellung das Produkterlebnis erweitern.“

Live überzeugen mit vorproduziertem Content!

Von der angemieteten Kongresshalle bis zum Catering für hunderte Kleinaktionäre: Hauptversammlungen börsennotierter Unternehmen verschlingen wegen des großen Besucherandrangs immense Summen. Mit der gesetzlichen Öffnung hin zu virtuellen Hauptversammlungen hat sich Einiges geändert. Der Vorstand berichtet und antwortet nun im Live-Streaming. Das spart Kosten, aber wegen der nur vermittelten Live-Situation steigt der Bedarf an emotionalem Content; denn Aktionäre, die allein vor dem PC sitzen, brauchen mehr visuelle Animation als Besucher einer kommunikativen Saalveranstaltung.

Beispiel gefällig? Die INDUS Holding AG hat die Dramaturgie der virtuellen Hauptversammlung mit gezielt eingespielten Filmbausteinen aufgelockert. Ein Opener zu Beginn, ein Themenclip zur Strategie und ein filmisches Portrait der beiden neuesten Unternehmensbeteiligungen: So wurde die gestreamte Frontalveranstaltung zum abwechslungsreichen Event (und die beiden neuen Unternehmen bekamen als "Abfallprodukt" auch noch jeweils einen eigenen Imagefilm).

Einfach passend informieren!

Ein weiterer Vorteil digitaler Messepräsentationen ist die Einheitlichkeit. Ohne vorherige Schulung der kompletten Vertriebsmannschaft geht ein Event an den Start, in dem jede persönliche Produktvorstellung inhaltlich auf den Punkt ist.

Das Unternehmen steute Technologies zum Beispiel nutzt Statementclips zu den entscheidenden Highlights, um interessierten Kunden die Potenziale der neuen Funktechnologie zu vermitteln. Rene Scherer, Marketingleiter bei steute: „Diese Produkte sind extrem erklärungsbedürftig. Da ist die persönliche Erläuterung durch nichts zu ersetzen. Die Statementclips geben uns die Möglichkeit das Produkt fachlich passend und visuell ansprechend nahe zu bringen. Eine gute Basis, um später ins Gespräch über Anforderungen und Möglichkeiten einzusteigen.“ Weil ein virtueller Messebesuch deutlich kürzer ist, als auf einer ‚realen‘ Messe, sind alle Themen nach nur sieben Minuten erzählt; so lange dauern alle vier Videopräsentationen in Summe.

Ytong Bausatzhaus macht es ähnlich. Um zu zeigen, dass DIY-Hausbau gar nicht schwer ist, veranstaltet das Unternehmen regelmäßig Infoveranstaltungen. „Aber die Bauherrentage finden größtenteils an den Werksstandorten statt, und Besucher wären da ein hohes Risiko gewesen. Entsprechend wurden sie komplett abgesagt,“ so die Marketing-Verantwortliche Laura Landrock. Nun beantwortet ein "Vorführmeister" die fünf häufigsten Fragen auf dem YouTube-Channel. Interessierten zeigt er mit wenigen Handgriffen Tipps und Tricks und erläutert dabei, worauf Häuslebauer achten müssen – einfach umgesetzt und sehr persönlich.

Film als Werkzeug virtualisierter Events

Events werden in Zukunft verstärkt virtuell stattfinden; denn sie sind oft günstiger zu produzieren und auch einfacher zu ‚besuchen‘. Wenn das Kommunikative aber nur medial vermittelt ist, bekommen emotionale oder besonders informative Medienformate wachsende Bedeutung.  

Sei es auf einer digitalen Messe die anschauliche Detailansicht eines Features, der emotionale Opener bei einer virtuellen Hauptversammlung oder die (unter perfekten Rahmenbedingungen aufgezeichnete) persönliche Produktpräsentation durch den Fachmann: Wenn reale Kontakte schwer möglich sind, schafft das bewegte Bild medialen Mehrwert.
 

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Frank Terpoorten

ist Berater und Konzeptioner für Unternehmens- und Produktfilm. Der gebürtige Niederrheiner Jahrgang 1972 studierte Literaturwissenschaft an der Uni Bielefeld und blieb danach der Region OWL treu. Nach einem Ausflug in die Welt der Werbeagenturen ist er seit 2000 für die Bielefelder Filmproduktion ams VIDEOGRAPH aktiv.